Das Buch ist eine Zusammenfassung von Winklers „Geschichte des Westens“. Winkler, 1938 in Königsberg geboren, lehrte Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin, vorher in Freiburg. Der „Westen“ beginnt in der griechischen Polis, entwickelt frühe Gewaltenteilung im Mittelalter und nach Reformation und Renaissance die Einhegung des „großen Leviathans“ in den Aufklärungstraditionen Englands und Frankreichs. Ausführlich behandelt Winkler die „atlantischen Revolutionen“, wie er sie nennt, die amerikanische und die französische. Dabei erscheint ihm die amerikanische wichtiger, was das Wertesystem der Zukunft angeht: auch wenn die meisten Verfassungsväter ihren salbungsvollen Worten zum Trotz („created equal“) Sklavenhalter waren – anders als in Frankreich, wo die Große Revolution die Sklaverei abschaffte.
Eine starke Neigung zu den Vereinigten Staaten ist insgesamt im Buch auszumachen, gerade auch, was die Geschichte nach 1989 angeht. Hier wünscht man sich mehr Distanz oder zumindest die Rezeption eines anderen Standpunkts. Auch was die Politik der EU angeht referiert Winkler gewissenhaft die Fakten, verbleibt in seiner Bewertung aber einem Mainstream verhaftet, der selten wirkliche Alternativen diskutiert oder auch nur sieht. Was die jüngsten Krisen in Mitteleuropa angeht
erscheint das erstaunlich. Dennoch – ein faktenreiches Buch und Nachschlagewerk, das wir gerne empfehlen.
2019 Verlag C.H.Beck München 968 S., 38€