„Portrait einer linksradikalen Bewegung“ nennt der Autor sein Buch. Er ist ein Zeithistoriker mit dem Spezialgebiet historische Friedens- und Konfliktforschung. Für einen kurzen Überblick ist das Büchlein sicher geeignet. Man wünschte sich allerdings ein Register, das den Gebrauchswert stark erhöhen würde.
Die Antifa-Geschichte beginnt mit dem Faschismus, also in den 1920er Jahren, als die Arbeiterbewegung sich von Anfang an zu wehren begann, in Italien wie in Deutschland. In beiden Ländern vergeblich, wie wir wissen. Nach 1945 verkörperte die VVN (Vereinigte der Verfolgten des Naziregimes) in Westdeutschland lange Zeit fast alleine den Antifaschismus. In der DDR gelang es nicht, neben der SED eine eigenständige antifaschistische Kraft aufzubauen. Die „autonome“ Antifa-Bewegung, wie wir sie heute kennen, entstand im Gefolge der 68er Bewegung. Worin der Unterschied zu anderen Teilen der Autonomie besteht, arbeitet Rohrmoser leider nicht heraus. Jedenfalls ist nicht jeder „Schwarze Block“ Antifa. Breiten Raum nimmt die Gewaltdebatte – oder Militanzdebatte – im Buch ein. Besonders in Bündniszusammenhängen führte das ja oft zur Spaltung. Waren die 80er Jahre noch geprägt vom Kampf gegen organisierte (Neo-)Nazis, rückte spätestens seit den 90ern der Kampf gegen den erstarkenden Rassismus allgemein ins Zentrum: Die Morde von Lübeck, Mölln, Solingen, das Pogrom von Rostock zeigte sein ganzes Ausmaß, auch jenseits der Neonazigruppen. In dieser Zeit diagnostiziert Rohrmoser einen „Cultural Turn“, Antifa ist Lebensweise, nicht nur politische Aktion. In den 2000er Jahren kam es dann zum Bruch zwischen „Antideutschen“ und „Antiimperialisten“. Andere linksradikale Gruppen, wie die „interventionistische Linke“ (IL, gegründet 2005) vertreten einen breiteren Politikansatz, der neben Antifaschismus auch Antimilitarismus und Globale Gerechtigkeit mit einschließt.
das Buch ist im Beck-Verlag erschienen und kostet 16€. In unserer Bibliothek trägt es die Signatur RO-5049.