Was mich 100 Jahre gelehrt haben.
Verfasst von Nadia Khomami, Heyne Verlag 2020, 159 Seiten.
Diese Autobiografie ist etwas ganz Besonderes: der damals 100jährige Benjamin Ferencz, Chefankläger bei den Nürnberger Prozessen 1946, erzählt in 9 Kapiteln Wesentliches aus seiner Lebensgeschichte. Das wäre an sich nichts Ungewöhnliches. Es ist die warmherzige, aufrichtige und ermutigende Art, wie er das macht. Und wie er seine schwierigen Lebensbedingungen mit humorvollen Schlussfolgerungen in „Lektionen“ für seine Leserschaft versieht.
Er, der aus extremer Armut als Baby mit seiner jüdischen Familie von Transsilvanien (Siebenbürgen) nach New York auswanderte, erkannte schnell die Bedeutung von Bildung. Mit seinem sehr frühen Gespür für Gerechtigkeit, gepaart mit Überlebenswille, manchen schlauen Tricks und Förderung durch wohlwollende Lehrkräfte, schaffte er es, in Harvard ein Jura-Studium zu absolvieren.
Entscheidend für seine späteren Einsatz für eine menschenwürdigere Welt bis hin zur Gründung des Internationalen Strafgerichtshofes, waren seine Erfahrungen nach 1944 bei der Ermittlung von Kriegsverbrechen in den befreiten Konzentrationslagern.
Für ihn die einzig mögliche Schlussfolgerung: „Ich muss mich bemühen, diese Welt für alle Menschen humaner zu machen….“ Egal wie alt man ist. „Bewahre dir das Feuer, dann wirst du auch etwas erreichen.“
Benjamin Ferencz starb am 7.4.2023. Er hinterlässt mit dieser Autobiografie ein ermutigendes Vermächtnis.