Hochaktuell ist dieses Buch (2017 erschienen, 4 Auflagen im 1. Jahr, Spiegel-Bestseller). „Eiszeit“ beschreibt das Verhältnis des Westens zu Russland. Anhand zahlreicher Fallbeispiele zeigt die Historikerin und ehemalige Moskau-Korrespondentin der ARD, wie Halb-Informationen gezielt genutzt werden, um die Eskalation voranzutreiben. Sie zeichnet gewissenhaft die west-östlichen Beziehungen seit dem Zerfall der Sowjetunion nach, etwa die massive und teure Wahlbeeinflussung der USA die die Wiederwahl Jelzins durchsetzen wollten oder den – schon vergessenen? – Konflikt um Südossetien. (Der georgische Angriff – unter anderem mit Streumunition – ging in der westlichen Berichterstattung fast völlig unter, warum?). „Es kann nicht darum gehen, die einseitige Schwarz-Weiß-Malerei einfach umzudrehen und so zu tun, als wäre nun Russland umgekehrt ein reines Opfer des westlichen Expansionismus“, schreibt sie. „Auch Wladimir Putin verfolgt… eine kühle Machtpolitik, die auf das Leid von Menschen wenig Rücksicht nimmt“. Ihre Forderung: genau hinschauen, auf Propaganda nicht hereinfallen – und vor allem, im Interesse des Friedens: Ein Ausbrechen aus der Eskalationsspirale! Für eine neue Entspannungspolitik! Das wird nicht leicht werden. Im Schlusskapitel analysiert sie die heutigen Möglichkeiten dafür.
Gabriele Krone-Schmalz: Eiszeit, Wie Russland dämonisiert wird und warum das so gefährlich ist, Verlag C.H. Beck, 16,95€