Hier schon mal der erste Blick auf unsere SchirmherInnen von 2020
Annette Röckl,
Redakteurin und Kolumnistin der
Nürnberger Nachrichten
„Frieden für die Welt“, eine Floskel, die früher gerne bei Miss-Wahlen fiel, wenn die Gewinnerin nach ihren Wünschen gefragt wurde. Frieden – das klingt fast so wie „und viel Gesundheit“ bei Geburtstagen. Dabei sind beides tatsächlich die essentiellsten Wünsche, die man haben kann.
Lange war mir das so nicht bewusst. In den 80er Jahren wuchs ich in einer friedlichen Welt auf. Jedenfalls der Teil, der meine Heimat war und ist, Deutschland, Franken, war von kriegerischen Auseinandersetzungen verschont. Krieg, das war etwas, wovon mein Vater, Jahrgang 1929, erzählte. Oder meine Omas. Von Ausnahmezustand, Hunger, Angst und Bombenalarm. Von Deutschland und Nürnberg in der Nazi-Zeit. Ich hörte mir die Schilderungen etwas widerwillig an. Was sollten diese alten Kamellen? Schauergeschichten aus einer fernen Zeit. Mit mir hatte das doch nichts zu tun. Niemals wieder würden Zeiten des Faschismus kommen, war ich als Teenager sicher. Schließlich hatten wir doch alle in der Schule gelernt, wie eine solche Diktatur entsteht und welch furchtbarer Horror Menschen angetan worden war.
Niemals, war ich auch noch vor einigen Jahren sicher, würde sich rechtsextremes Gedankengut in Deutschland wieder breitmachen können.
Inzwischen habe ich erkannt, dass ein friedliches Zusammenleben in diesem Land und in Europa, ja weltweit, keine Selbstverständlichkeit ist. Sondern etwas, wofür man sich einsetzen muss. Denn Frieden bedeutet auch, Unterschiedlichkeiten von Menschen oder Kulturen aushalten zu können. Mit der berühmten Auseinanderhaltung von Akzeptanz und Toleranz. Ich muss Andersartiges nicht alles akzeptieren, also annehmen, aber tolerieren, also aushalten. Jeder Mensch ist anders als der andere. Um friedlich miteinander zusammenleben zu können, müssen wir einander auch ein bisschen ertragen. Das gilt in Partnerschaften, in der Familie, unter Freunden, in der Arbeit und auch in der Gesellschaft oder zwischen Nationen. Wenn alle gleich wären, wie langweilig wäre das?
Friedliches Zusammenleben ist kein Selbstläufer. Jeder einzelne muss und kann etwas dafür tun. Widersprechen bei rechten Parolen. Sich für andere, die einer Minderheit angehören, stark machen. Auf die Straße gehen und demonstrieren, im Freundeskreis diskutieren. Oder ein Zeichen setzen und bei einem Lauf, der dem Frieden gewidmet ist, mitmachen. Wie Sie, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer, liebe Schülerinnen und Schüler. Ihr macht euch Gedanken, ihr bringt euch ein.
Dafür danke ich euch herzlich!
Anette Röckl,