„Die Anti-Atom-Bewegung“ ist ein schönes Buch. Man fasst es gerne an und betrachtet die künstlerischen Schwarz-Weiß-Fotos. Es ist ein Lese-Buch, kein Nachschlagewerk, leider gibt es keinen Index. Die einzelnen Kapitel sind Erlebnisberichte aus 40 Jahren Anti-AKW-Widerstand seit 1975 (Whyl). Dabei gehören die Autor*innen meistens dem autonomen, teilweise militanten Spektrum an. Je nachdem verwenden sie auch Pseudonyme oder nur Vornamen. Entsprechend gering schätzt diese Seite dann die „Gewaltfreien“. Daneben stehen aber auch Kapitel wie das von Katja Tempel (X-tausendmal quer), die gerade das gewaltfreie Spektrum verkörpern.
Mich hat sofort der Artikel von Cécile Lecomte interessiert: „Eichhörnchen“ beschreibt „politisches Aktionsklettern als kreative künstlerische Performance“. Wie oft habe ich mich an den Bildern ihrer Klettereien erfreut!
Leider ist das Buch an einigen Stellen ungenau bzw. falsch, so gab es 1958 natürlich noch keine Ostermarschbewegung („angeführt von der SPD“, S.16) und „die Badenwerke“ als Energieversorger gab es auch nie (nur im Singular). Trotz dieser Abstriche: das Buch ist lesenswert als lebendiges Zeitzeugnis. Und es ist sehr schön aufgemacht!
Tresantis (Hsg): Die Anti-Atom-Bewegung – Geschichte und Perspektiven. Verlag Assoziation A, Berlin 2015.