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Hrg. C. Boebel, L. Wentzel: Streiken gegen den Krieg (2008)

Derzeit ist es kaum möglich Gedenkveranstaltungen zum 1. Weltkrieg zu entgehen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Leid, Zerstörung, Hunger und Ohnmacht. Das Friedensmuseum versucht hingegen, die Stimmen gegen den Krieg zur Sprache zu bringen! Auf der Suche nach Literatur zu den Massenstreiks in der Rüstungsindustrie sind wir auf dieses spannende Büchlein gestossen - und möchten es allen LeserInnen empfehlen. Es ist die Frucht einer Tagung der IG Metall "Streiken gegen den Krieg", in der verschiedene Wissenschaftler die Streikbewegung von 1916 bis zum Massenstreik Januar 1918 auswerteten. Ab 1916 gab es nämlich vereinzelt Streiks gegen den Krieg und gegen den Hunger, ebenso wie für das allgemeine (Männer+ Frauen!) gleiche Wahlrecht. Die Streiks konzentrierten sich auf die Berliner Rüstungsindustrie. Das war der Organisationsbereich des DMV, des Vorläufers der IG Metall. Aber die Streiks waren eine echte Basisbewegung, von unten durchgesetzt gegen die Gewerkschaftsspitze, denn diese trug die "Burgfrieden"-Politik der SPD mit. (Dafür wurden die Verantworlichen dann nach dem Krieg abgewählt und der DMV positionierte sich seither deutlich links). Organisiert wurden die Streiks von den Vertrauensleuten, auch "Obleute" genannt. Die "Rädelsführer" wurden vielfach direkt als Soldaten eingezogen und an die Front geschickt. Des Öftern gelang es jedoch mit einem Folgestreik, die Männer wieder heimzuholen. Man geht jedoch davon aus, dass diese "Frontverschickung" zum Stimmungsumschwung unter den Soldaten beitrug und zur Revolution 1918. Im Januar 1918 schließlich fanden die lokal begrenzten Streiks zu einem großen Aufstand gegen den Krieg zusammen, mit 1,3 Mio Beteiligten reichsweit, auch in Nürnberg. Auch wenn der Streik nach wenigen Tagen abgebrochen werden musste und die Reichsregierung zu keinerlei Verhandlungen über die "Friedensforderung" bereit war - so endete dieser Massenstreik nicht nur in einer Niederlage, denn er trug schon den Keim der Revolution, die wenig später losbrach und das Kaiserreich hinwegfegte. VSA-Verlag 2008

Dieses Buch wurde in der Kaulquappe vom 21.10.2014 besprochen