Bern, 27. Februar.
Im preussischen Abgeordnetenhaus hat der freisinnige Abgeordnete Dr. Mugdan eine «von allen Seiten» mit lebhaftem Beifall aufgenommene Rede gehalten. Er trat für die Menschenzucht nach dem Kriege ein. … Er forderte in seinen Ausführungen die Bekämpfung des Geburtenrückgangs, Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit, Mutter- und Säuglingsschutz …, nur die Bekämpfung des Krieges forderte er nicht. Kein Wort davon, dass es klüger gewesen wäre und auch in Zukunft klüger sein würde, die geborenen Menschen (nicht bloß die Säuglinge) von dem zu frühen Tod zu schützen,
als sich krampfhaft für die Erzeugung des Menschen als Massenware einzusetzen, mit dem unausgesprochenen Hintergedanken, den so erzeugten Überschuss wieder einmal dem Moloch des Krieges in den Rachen jagen zu können. Zum Schlusse sagte Dr. Mugdan:
«Die Zukunft wird uns große Aufgaben bringen, aber ich habe die Überzeugung, dass unser deutsches Volk diese Aufgaben erfüllen wird. (Oh ja! Das wollen wir hoffen!) Aus den Millionen von Opfern dieses Kriegs, aus dem Tode, der uns überall entgegen starrt, wird neues Leben erblühn (Hoffentlich! Aber nicht wiederum dem Schlachtentod geweihtes. Und auch neue Ideen, neue Auffassungen!), und in der Zukunft wird unser Vaterland wieder so glänzend erstrahlen, wie wir alle wünschen. Seien Sie überzeugt, dass in dieser Zukunft die Ärzte und ihre Helfer alles tun werden, um die Sicherung unserer Zukunft dadurch herbeizuführen, dass sie nach Möglichkeit die Volkskraft in unserm Vaterland heben und stärken».
Dann müssten sich die Ärzte, die berufenen Schützer des Lebens, an die Spitze der Kriegsbekämpfung stellen … – so die Kommentierung durch Alfred Fried.