Bern, 17. Januar.

Die kaiserliche Kundgebung vom 12. Januar erhält Zustimmung deutscher Bundesfürsten, Handelskammern, der Reichstagspräsidenten und sonstiger Körperschaften und offizieller Persönlichkeiten. Der Ton aller Äusserungen ist auf Entrüstung gestimmt, und ihr Inhalt spricht von Vergeltung für die ausgeschlagene Friedenshand. Psychologie, mehr Psychologie, das fehlt allenthalben. Man entrüstet sich über Dinge, die ganz selbstverständlich sind, so dass die Kriegsgegner in ihren Äusserungen beleidigend und überhebend sind. Wenn man den Frieden will, darf man nicht plötzlich mit der Empfindlichkeit einer Marquise auftreten.

Der Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses sprach gestern zu Beginn der Sitzung über die Friedensverhandlungen. Er nannte die Entente-Antwort «eine so empörende Antwort», sprach «von unerhörten Friedensbedingungen», von einer «so unerhörten Sprache», «dass es für uns heute nur noch eine Antwort unsrer Waffen gibt.» Trotz der «sehr wahr» und der «sehr richtig!» der Abgeordneten ist dieser Schluss weder wahr noch richtig. Es gäbe noch andre Antworten. Mit dem Beleidigttun nützt man dem Volk, das ja die Weiterführung des Kriegs am eignen Leib spüren muss, wenig.

Der Friede brauchte jetzt eine starke Persönlichkeit, die es nicht für nötig erachten würde, sich durch Entrüstung und Gekränktsein als gutgesinnt zu empfehlen, sondern die energisch durch das schlammige Äussere nach dem Kern des Problems greifen würde.

Zerstörte Hoffnungen! Deutschlands Interpretation der Antwort der Alliierten