Elke Winter ist, neben Wolfgang Hauf, unsere Geschäftsführerin. Karsten Müller von der Redaktion des Kirchenbotens der St. Andreas Gemeinde im Norden Nürnbergs hat sie zum Thema Frieden interviewt:
Frieden ist nicht nur etwas, das man sich wünschen kann. Frieden ist etwas für das man sich auch selbst einsetzen kann. Eine, die das schon sehr lange tut ist Elke Winter. Seit vielen Jahren engagiert sie sich in der Friedensbewegung und im Nürnberger Friedensmuseum.
Sie sind seit Langem in der Friedensbewegung aktiv. Was hat sie dazu gebracht sich gerade für dieses Thema einzusetzen?
Winter: Das hat sicher biographische Gründe. Ich selbst habe den Krieg zwar nicht mehr erlebt, aber meine Eltern haben das erlebt und ich habe die Folgen davon mitbekommen. Ich habe erfahren, wie meine Eltern auch Jahre nach dem Krieg noch darunter gelitten haben. Meine Mutter hat zum Beispiel jedes Mal, wenn sie eine Sirene gehört hat richtige Angstzustände bekommen. So hatte ich immer ein Bewusstsein dafür, dass so etwas wieder passieren kann und dass mit den modernen Atomwaffen dann alles aus sein könnte. Als dann in den 80er Jahren mit dem NATO-Doppelbeschluß die Stationierung von atomaren Mittelstreckenraketen in Deutschland drohte, war mir klar, dass ich dagegen etwas tun muss: wer will schon Atomwaffen vor der eigenen Haustür, die das Potenzial haben, die ganze Menschheit auszulöschen?! Aber es war nicht nur das Gefühl der Angst, sondern auch die Gewissheit: Ich bin damit nicht alleine.
Und so sind sie dann zum Friedensmuseum gekommen?
Winter: Bis dahin war es noch ein langer Weg. Das fing alles viel früher an. Ich bin Anfang der 80er Jahre mit meinem Mann nach Nürnberg gekommen und das war so die Zeit als die Friedensbewegung begann stark zu werden. 1982 habe ich dann angefangen, mich in der Stadtteilinitiative zu engagieren. „Friedensinitiative Nord-Ost“ – kurz „FINO“, nannte sie sich. Da kamen Menschen aus den verschiedensten Richtungen zusammen. Aber alle hatten ein Ziel: Die Stationierung der atomaren Mittelstreckenraketen zu verhindern. Die Stationierung kam dann doch, aber es kamen schließlich auch die Abrüstungsabkommen (auch wenn heute noch immer 20 bis 30 Atomsprengköpfe in Deutschland stationiert sind).
Hat das Ende des kalten Kriegs für die Friedensbewegung nicht vieles verändert?
Winter: Natürlich. Aber deswegen ist Engagement für den Frieden, für Gewaltfreiheit, kein bisschen weniger notwendig. Gerade an den aktuellen Kriegen in Afghanistan und Syrien mit Militäreinsätzen auch der Bundeswehr (Afghanistan) und Waffenlieferungen (Syrien) sieht man, wie sinnlos und menschenverachtend Kriege sind.
Das, was in der Friedensbewegung gelebt hat, das sollte erhalten bleiben und weiter gelebt werden: die Erfahrung, gemeinsam können wir erfolgreich etwas für den Frieden tun. So kam es dann schließlich zur Idee des Friedensmuseums. Anfangs noch ganz klein, an wechselnden Orten, nur mit ein paar einzelnen Tafel. Seit 1998 aber dauerhaft hier in der Kaulbachstraße 2.
Ja, aber was stellt man denn in einem Friedensmuseum aus?
Winter: Wir haben wechselnde Ausstellungen und Veranstaltungen. Gerade sehen sie hier eine Ausstellung bei der es um die Macht der Darstellung von Informationen geht (die Ausstellung wurde ausgeliehen vom Institut für Medienverantwortung). Es geht darum, wie Menschen in einem bestimmten Sinne manipuliert werden können. Wir hatten vor ein paar Jahren eine selbst erarbeitete Ausstellung über die Friedensnobelpreisträgerinnen. Ein Thema ist zum Beispiel aber auch die Geschichte der Friedensbewegung. Die Jahrzehnte der 1950er, 60er, 70er und 80er Jahre haben wir schon gezeigt. Aktuell bereiten wir gerade etwas zur Friedensbewegung in den 90er Jahren vor. Darum geht es uns hier. Wir wollen nicht einfach nur ein Anti-Kriegsmuseum sein. Wir wollen nicht einfach nur die Schrecken des Krieges darstellen. Wir wollen ein echtes Friedensmuseum sein. Es soll gezeigt werden, wie Engagement für den Frieden aussehen kann.
Dann ist das Ziel des Friedensmuseums also zu zeigen, was man selbst für den Frieden tun kann?
Winter: Ja, aber auch um zu zeigen, warum uns das etwas angeht. Warum Frieden so wichtig ist. Kriege sind oft scheinbar sehr weit weg und wir nehmen sie erst war, wenn deswegen Menschen auf der Flucht zu uns kommen, weil sie dringend unsere Hilfe brauchen. Frieden in der Welt hängt aber auf ganz vielfältige Weise davon ab, was wir tun. Wir können uns für eine bessere, eine friedlichere Welt einsetzen.
Sehen sie denn auch positive Entwicklungen?
Winter: Da ist zum Beispiel die Energiewende. Das ist etwas was auf den ersten Blick überhaupt nicht danach aussieht als hätte es mit Frieden zu tun. In unzähligen Kriegen geht es aber um Ressourcen und da ist es unheimlich wichtig endlich von diesen Abhängigkeiten wegzukommen. Ganz abgesehen von den ökologischen Fragen. Meine Hoffnung ist, dass das gelingt. Meine Hoffnung ist aber auch, dass wir das teilen. Für die Entwicklungsländer stellen die erneuerbaren Energien eine enorme Chance dar. Dafür müssen wir ihnen aber die Möglichkeit geben daran teilzuhaben.
Vielen Dank für das Gespräch.