Bern, 31. Januar 1915
In der Nacht vom 29. zum 30. Januar ein Zeppelinraid über Paris. Dreizehn Bomben. Neun Häuser eingestürzt. Bis jetzt festgestellt: 24 Tote und 28 Verletzte. Vielleicht Vergeltung für den Fliegerraid über Freiburg, der am Abend des 27. Januar stattfand. Nun schreien die französischen Journale abermals nach Vergeltung. — Wozu? –
Im Oktober 1907, als die ersten gelungenen Versuche mit dem Zeppelin-Luftschiff bekannt wurden, schrieb Bertha v. Suttner in der Friedens-Warte (1907, S. 193):
«Die Bewunderer der verbesserten Kriegsmittel vergessen immer nur, dass sie den Gegnern die gleichen Vorteile bringen und daher die eigenen paralysieren. Was beiden Seiten dabei sicher ist, sind die erhöhten Schrecken und — erhöhten Budgets. Man denke sich einmal die allgemeine Einführung von Luftflotten, Lufttorpedos, Luftminen … Schlafende Vernunft, — was braucht es denn noch, um Dich zu wecken?»
Schläft die Vernunft so fest, dass auch die platzenden Fliegerbomben hier und dort sie nicht zu wecken vermögen? — Ist sie am Ende tot?
Nachtrag: diese Entwicklung ging weiter, über den Bombenkrieg des zweiten Weltkriegs bis heute. Letztes „Highlight“ sind die bewaffneten Drohnen. Die Bewertung von Alfred Fried und Bertha von Suttner ist noch aktuell.