Frühling! Zum zweitenmal blickt das aufblühende Leben der Natur auf die Totenfelder des europäischen Kriegs. Beim Licht der wärmenden Sonne, der treibenden Knospen, der hervorspriessenden Blüten, ist der Gedanke an diese berechnete Vernichtung unerträglicher als im stumpfen Licht des Winters und unter dem Schein der erstorbenen Natur. Der Krieg ist eher ein Wintergeschäft. Und doch ist der Frühling die Jahreszeit des Militarismus. In der Friedenszeit hatten wir alljährlich die Gerüchte vom Losgehen im kommenden Frühjahr zu überstehen, das An-Die-Wand-Malen des Krieges nach der Schneeschmelze. Und jetzt ist die Welt erfüllt von den angekündigten Frühlingsoffensiven, die die Entscheidung bringen sollen. Zu einem Fest des Todes soll das Fest der erwachenden Natur genützt werden.
Das Ringen vor Verdun geht nun schon in die siebente Woche. Luftschiffkämpfe auf allen Kriegsschauplätzen. Bombenwürfe auf Städte und friedliche Menschen. Triumphmeldungen, wenn es geglückt ist. Erregung in Holland. Man weiss nicht warum. Irgendeine noch geheime Absicht der Kriegführenden steigerte die Angst der Holländer um den Frieden ihres Landes. Soll es das Schicksal des Haager Friedenspalastes werden, von Granaten grossen Kalibers zerschossen zu werden? Welch grinsender Triumph der Schwert- und Kanonenanbeter!